Wir schreiben das Jahr 2011. Das Internet ist in der Gesellschaft angekommen. Wir nennen es das digitale Zeitalter. Facebook, Twitter, Youtube – wir werden nicht mehr schief angeschaut, wenn wir zugeben mehrere Stunden täglich im Netz zu verbringen.
Schaltet man das Internet ab, sind die Leute irgendwie unzufrieden. Limitiert man die Nutzung, erzielt man einen ähnlichen Effekt.
Doch auch in Deutschland hat nicht jeder einen unbegrenzten Zugang zum Internet. Dabei rede ich jetzt nicht von Orten, wo noch überhaupt kein Breitbandanschluss zur Verfügung steht, oder Leuten, die sich keinen Internetzugang leisten können, oder den „Flatrates“ beim mobilen Internet, weil mich diese Probleme nicht mehr betreffen. Ich rede vom Internetzugang in Studentenwohnheimen. In diesen ist die Nutzung nämlich ebenso limitiert. Das ist jetzt eine gemeine Abstraktion von meiner eigenen Erfahrung, aber so etwas macht sich immer gut um den Leser auf seine Seite zu ziehen.
Fakt ist, dass in meinem Studentenwohnheim – und soweit ich weiß auch in allen anderen vom Studentenwerk Leipzig betreuten – nicht unbegrenzt Internet aus der Leitung kommt. 25 – bis vor kurzem noch 20 – Gigabyte Datendurchsatz stehen den Bewohnern monatlich zur Verfügung. Wer mehr verbraucht, dessen Anschluss wird am Tag nach der Überschreitung für 30 Tage gesperrt. Ich spreche hier aus Erfahrung.
Begründet wird die Restriktion damit, dass die Studenten sonst Filme, Musik und andere urheberrechtliche Materialien herunterladen würden und die Betreiber des Anschlusses somit in Bedrängnis bringen würden. Ich habe zu meinem Einzug die Nutzungsbedingungen unterschrieben, die genau so etwas ausschließen.
Nun klingen 25 Gigabyte erst einmal nicht wenig. Hey, das sind 830 Megabyte am Tag!
Tatsächlich aber ist das zur Verfügung stehende Volumen ein Witz. Hier abstrahiere ich wieder von mir selber als Extrembeispiel Informatiker. System- und Programmupdates sind nicht wirklich das große Problem, wohl aber multimediale Inhalte. Hierbei denke ich nicht an Warez, sondern zum Beispiel an die Mediathek der Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten. Dort hat nämlich ein einziger Beitrag oft eine Größe von 500-1000 MB.
Als lernwilliger Student bildet man sich außerdem gerne abseits der Vorlesungen, also kommen facheigene und -fremde Podcasts dazu. 3 Stunden à 100 MB. Mit Video natürlich mehr.
Benutzt man nebenbei noch Twitter, Facebook und andere soziale Netze – nicht zwangsläufig zum Spaß, sondern um sich selbst als Marke aufzubauen und zu „networken“ erhält man auch noch einmal eine tägliche Grundlast von 100 MB. Youtube lasse ich nun einmal ganz außen vor. Mir kann aber niemand erzählen, dass er sich nicht gerne Videos von niedlichen Katzen oder menschheitsvernichtenden Killerrobotern anschaut.
Die Liste lässt sich beliebig lange fortsetzen. Ob man nun Software kauft – die meist nicht mehr mit CD kommt, sondern nur noch zum Download bereitgestellt wird – oder seine Geräte über die Cloud synchronisieren möchte. Mit 25 GB reicht man jedenfalls nicht lange. Oder muss seine Internetnutzung erheblich einschränken. An einem durchschnittlichen Tag würde ich 5 bis 10 GB Traffic verursachen, wenn ich nicht auf meine Nutzung achten würde – vermutlich eher mehr. Ich bin ein Albtraum für jede Telefongesellschaft.
Auf meinem Wunschzettel steht unbegrenztes Internet. Ich habe irgendetwas Nutzungsbedingungen unterschrieben, wenn ich dagegen, oder gegen deutsches Recht, verstoße, bin ich verantwortlich und bekomme Probleme. Nicht der ISP.
Auskommen würde ich vermutlich auch mit 50 GB im Monat. Das wäre zwar auch nicht bequem, aber eine erhebliche Verbesserung zur jetzigen Situation. Ich würde dafür sogar noch ein paar Nutzungsbedingungen unterschreiben. Oder allen Leuten erzählen, wie toll das Studentenwerk ist.