„Generation Mobil“

Die Tür geht auf. Blick nach links, nach rechts. Dort ist kürzer. Schritt. Schritt. Verfallen in einen schnellen Trab. Bis zum Bahnsteig sind es noch ein paar hundert Meter. Zum Glück joggt man regelmäßig.

Eine Mutter mit Kinderwagen. Sprung nach rechts, weiter geht’s. Die Ampel ist rot, keine Autos zu sehen – schnell über die Straße. Die Bahnhofstüren. Die dort ist offen, das spart eine kostbare Sekunde. Sprint durch die Vorhalle. Zwei Polizisten schauen misstrauisch auf die Tasche. Es bleibt bei Blicken.

Die Treppe herauf. Orientierung ohne zu stoppen: Gleis 8 voraus, die 11 muss also rechts sein. Dort steht der ICE. Abfahrt 17.51. Die Uhr zeigt das gleiche. Der Schaffner steigt aus. Adrenalinstoß.

Ich mobilisiere noch einmal die letzten Reserven. Der Schaffner winkt; er hat mich gesehen. Ich fliege durch die Tür. Geschafft.

Mal abgesehen davon, dass mir das gerade passiert ist und es sogar für die LVB eine sportliche Leistung ist, sich auf einer Strecke von 5 Kilometern 15 Minuten zu verspäten, ist diese Geschichte ein Sinnbild unserer Gesellschaft. Enger Zeitplan. Schnell zum nächsten Termin hetzen.

Auch wenn ich „Generation xy“-Sprüche nicht abkann: wir sind die Generation Mobil. Freunde, Bekannte waren nur bis zum Abitur alle in der Nähe, wenn überhaupt. Jetzt sind sie weit verteilt, in Deutschland, in Europa, in der ganzen Welt.

Ich bin ein Extrem, fühle mich überall und nirgends zu Hause, reise meiner Meinung nach nicht genug. Als Student kann ich es mir noch nicht leisten.
Unsere Generation, wir sind wie Zugvögel. Gefällt es uns hier nicht mehr, reisen wir weiter. Oft bezeichnet als Generation Internet, ist unser Arbeitsplatz der Laptop. Wir können am Strand genauso gut arbeiten wie im Größraumbüro in der klimatisierten Konzernzentrale.

Wenn ich ehrlich bin, arbeite ich lieber vom Strand aus.

/