Euer Internet ist nur geborgt

Eigentlich ist es eine Banalität und sollte gar nicht mehr erwähnt werden müssen: Daten auf sozialen Netzwerken müssen unter allen Umständen so behandelt werden, als könnten sie jederzeit verloren gehen. Denn sie können jederzeit verloren gehen. Trotzdem scheint die Welt likebegeistert anders zu handeln: All ihr digitales Schaffen findet im geborgten Internet statt. Social Media ist ohne Zweifel der aktuelle Stand des Internets. Vom Umbau des größten Internetunternehmens, Google, in ein doppelplusgutes Social Network mit angeschlossener Suche bis zum Börsengang von Facebook: das Netz atmet social. Aber wer auf seine digitale Freiheit Wert legt, für den bleibt – solange freie Social Networks wie Diaspora noch irrelevant sind – nur das schönste, aber anstrengendste Instrument für die soziale Vernetzung und das Teilen von Inhalten übrig: die selbst kontrollierte Website, also das Blog.

Sascha Lobo spricht die Wahrheit über Social Media und den dort eingestellten Content. Als Nutzer hat man keinerlei Einfluss darauf, ob und in welcher Form man Zugriff bekommt, ob der Account plötzlich gesperrt wird, die Informationen gelöscht oder verkauft werden.

Um ein Stück weit die Kontrolle zu behalten, bleibt nur die eigene Internetseite. Das ist vielen zu aufwändig und das ist auch okay, irgendwie zumindest. Wenn man zum ersten Mal den Kontrollverlust am eigenen Leib erfahren haben, plötzlich das Facebook-Konto gesperrt oder der Twitter-Account gelöscht ist, erscheint das Betreiben einer wirklich eigenen Plattform hinterher doch gar nicht mehr so abwegig. Der Mensch lernt aus Schmerzen.

Denkt mal darüber nach.

Ich selbst archivere meine Tweets mit Tweetnest auf meinen eigenen Webspace, und bei den anderen Webdiensten wäre es am Ende wohl doch gar nicht so schlimm, wenn sie zumachen, weil ich diese nicht wirklich als Speicherort der von mir geschriebenen Texte verwende. Klar, auf Facebook findet sich immer auch der neueste Tweet oder Artikel, zumindest verlinkt oder kopiert. Das sind aber nicht die Originale, die liegen woanders und das ist auch gut so.

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