HVV

Von allen öffentlichen Nahverkehrsmitteln sind mir U-Bahnen die liebsten. Sie kommen pünktlich (meistens), sind zuverlässig (eigentlich immer) und man wartet, außer am Stadtrand, in unterirdischen, ergo überdachten, Stationen auf sie. Das hat im Winter den entscheidenden Vorteil, dass es angenehm warm ist, und im Sommer, dass es angenehm kühl ist. Neben dem Schutz vor den Launen der Elemente könnte auch die natürliche Assoziation von Informatikern und unter der Erde gelegenen Räumlichkeiten etwas damit zu tun haben, dass ich mich im Allgemeinen gut mit U-Bahnhöfen verstehe.

Der öffentliche Nahverkehr ist auch schon länger im digitalen Zeitalter angekommen, und entsprechend gibt es Website, Apps und Anzeigetafeln mit Fahrplanauskünften. Letztere sind auch der Grund warum ich diesen Text überhaupt schreibe: Die Anzeigen in Bahnen, Bussen und an den Haltestellen sind… sagen wir: optimierbar.

Mich interessiert nicht, wie das Wetter morgen wird, dafür gibt es genügend andere Informationsquellen. Nicht nur hat so ziemlich jeder ein Smartphone, das einem auf Wunsch jederzeit eine detaillierte Wetterübersicht für die nächsten Tage oder Wochen ausgibt, auch gibt es den Wetterbericht in Funk und Fernsehen, sowie in Zeitungen. In der konkreten Situation am Bahnsteig nützt die Information über Temperatur und Niederschlag am jeweiligen und an den Folgetagen sowieso wenig, weil man in diesem Moment seine Kleidung nicht daran anpassen kann.

Aktuelle Nachrichten sind schon nachvollziehbar, aber auch hier argumentiere ich, dass der Bahnsteig oder das Verkehrsmittel hierfür nicht der optimale Ort sind, außer es handelt sich wirklich um „Breaking News“. Für alles andere gibt es Zeitungen, Internet, Feedreader und Dutzende andere Möglichkeiten, sich auf dem aktuellen Stand zu halten. Mich interessiert schon gar nicht, welcher D-Promi mit welchem Z-Promi schlussgemacht hat, was leider momentan einer der Hauptnachrichtentypen im Fahrgast-TV ist. Punkt.

Ich benutze die Bahn, um von Punkt A zu Punkt B zu kommen. Ich brauche kein Fahrgast-TV. Was ich viel eher wissen will – und was man auch durchaus auf den Bildschirmen anzeigen kann – sind Informationen zur aktuellen Fahrt, zum Kerngeschäft der HVV. Wo momentan nur Liniennummer und die nächste Haltestelle zu finden ist, könnte man ebenso gut die nächsten drei oder vier Stationen, die Ankunftszeiten und die relative Verspätung anzeigen. Vielleicht sogar Umsteigemöglichkeiten an der nächsten Haltestelle mit aktuellen Abfahrtszeiten und andere Informationen, zum Beispiel über Baustellen.

Die Argumentation hier ist eine einfache: Das (einzige) Geschäft der öffentlichen Nahverkehrsmittel ist es, Personen zu transportieren. Hierzu verfügen die beteiligten Betriebe über große, bislang kaum genutzte, Informationsmengen. Wenn diese Quellen einmal angezapft werden, lässt sich die Kommunikation zum Fahrgast – also zum Kunden – die Transparenz und letztendlich auch die Kundenzufriedenheit steigern. Zufriedene Kunden kommen wieder und versprechen damit letztendlich höhere Einnahmen und höhere Gewinne.

Ich bin optimistisch, dass das irgendwann passiert. Es muss nur ein Verkehrsverbund damit anfangen.

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